Ich lese was, was du auch liest!

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Der Buchpodcast

Süßwasser von Akwaeke Emezi

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Es herrscht mal wieder Uneinigkeit. Bestes Buch des Jahres, oder doch eher so meh? Fest steht auf jeden Fall, dass wir es mit einem außergewöhnlichen Roman zu tun haben. Denn zu uns sprechen fünf verschiedene Stimmen, aber alle wohnen im gleichen Körper: Ada, eine junge Nigerianerin, ist ein ogbanje, d.h. ein Mensch, der von mehreren bösen Geistern gleichzeitg bewohnt wird. "Wer will schon besessen sein?", fragt Fabienne. Niemand, oder doch? Mit Erklärungeansätzen aus den Bereichen Psychologie, Mythologie und Theologie versuchen wir, Adas multiple Persönlichkeiten zu begreifen, zu fassen, zu sortieren. Und dabei stellen wir fest, dass dies eine Geschichte ist, wie sie nur die Literatur erzählen kann.

Brüste und Eier von Mieko Kawakami

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Der Titel von Mieko Kawakamis Roman ist Programm: Es geht unter anderem um Brustvergrößerung und den schmerzhaften Prozess des Brustwarzenbleichens, es geht um Eizellen, künstliche Befruchtung und um private, anonyme Samenspenden, und auch ein filmreifer Showdown mit rohen Eiern kommt darin vor. Für die mitunter drastische Behandlung dieser Themen, insbesondere aber für die Darstellung unabhängiger, weiblichen Figuren wurde der Roman als feministisch gefeiert. Zusammen mit unserem Gast Gitte Zschoch stimmen wir durchaus in den Jubel mit ein, haben aber auch die eine oder andere kritische Frage an das Buch.

Eisfuchs von Tanya Tagaq

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In Tanya Tagaqs außergewöhnlichem Buch, in dem sich Prosapassagen, Gedichte und Illustrationen abwechseln, ist so einiges los. Molche werden in den Mund genommen, Lemminge bauen sich kleine Höhlen in den langen Haaren eines Mädchens, und als die Protagonistin eines Tages ins Eiswasser eintaucht, kommt es zur sexuellen Vereinigung mit den Nordlichtern. Klingt abgefahren? Ist es auch! Im Großen und Ganzen erzählt "Eisfuchs" die Coming-of-Age-Geschichte eines Inuit-Mädchens, das im hohen Norden Kanadas aufwächst, in Cambridge Bay am Polarmeer. Doch anstatt einer idyllischen Kindheit gewährt uns Tagaq verstörende Einblicke in ein Leben, das geprägt ist von sexuellem Missbrauch und Trauma, von Inuit-Mythen, Alkohol und ernüchternder Realität. Ein Buch, das nicht ganz leicht zu besprechen war und uns etwas ratlos zurückgelassen hat.

Gringo Champ von Aura Xilonen

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Vom Gehilfen in einer Buchhandlung zum Boxchampion - so könnte die Geschichte von Liborio in einem Satz lauten. Aber der Roman der jungen mexikanischen Autorin Aura Xilonen und die Geschichte ihres Protagonisten verlaufen nicht so geradlinig wie es der Klappentext und der Titel vermuten lassen. Liborio bewegt sich gleich in mehrfacher Hinsicht zwischen den Welten: er lebt an der Grenze zwischen den USA und Mexiko, er liest und er boxt, er ist ein harter Knochen, der die Flucht in die USA schafft und sich auf der Straße durchboxt und er betet keusch aus der Ferne die schöne Aireen an. Vor allem aber haut er uns Leserinnen einen wirren Mischmasch aus Englisch, Spanisch, Jugendjargon, Schimpfwörtern, barocker literarischer Sprache und allerlei mehr um die Ohren. Auch bei dem zweiten Take unserer Aufzeichnung (beim ersten Gespräch hat uns leider eine technische Panne ereilt) ging uns der Gesprächsstoff nicht aus.

The Street von Ann Petry

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Die Straße im Titel von Ann Petrys Roman ist die 116th Street in Harlem, New York City. Wir befinden uns in den späten 1940er Jahren. Lutie Johnson zieht mit ihrem achtjährigen Sohn Bubb in ein heruntergekommenes Mietshaus in der 116ten und möchte doch eigentlich nur eines: möglichst schnell wieder da raus.
Sie will ein anderes, ein besseres Leben für sich und vor allem für ihren Sohn, der droht, von der Straße verschlungen zu werden. Der Glaube an den amerikanischen Traum trägt sie: jede*r kann sich durch harte Arbeit den Weg nach oben erkämpfen.
Doch dieser Traum ist nicht für die Lutie Johnsons dieser Welt gedacht, nicht gemacht für eine afroamerikanische Frau. Wird sie trotzdem den Absprung schaffen, oder sind die Hindernisse, die sich ihr in den Weg stellen, letztlich unüberwindbar? Bietet die Straße ihr einen Ausweg oder ist sie eine Einbahn?

Die Vegetarierin von Han Kang

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Die Protagonistin von Han Kangs Roman "Die Vegetarierin" Yong-Hue zeichnet sich in den Augen ihres Ehemannes durch Unscheinbarkeit aus. Doch eines Tages hört sie auf, Fleisch zu essen - und das scheinbar wohl geordnete Leben ihres Ehemannes und ihrer Angehörigen gerät aus den Fugen. In drei Abschnitten wird das Verschwinden dieser Frau erzählt, wobei sie selbst kaum zu Wort kommt. Der Verzicht auf Fleisch, der zum nahezu vollständigen Verzicht auf Nahrung wird, bleibt mysteriös. Ist Yong-Hue krank? Ist sie eine Rebellin? Verwandelt sie sich in eine Pflanze?
All diese Fragen und noch viele mehr diskutiert Fabienne dieses Mal nicht mit Martina, sondern mit einer anderen Freundin, Gitte Zschoch, die koreanische Literatur studiert und in Korea gelebt hat.

Brüder von Jackie Thomae

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Jackie Thomaes Roman dreht sich um zwei - Überraschung! - Brüder. Oder besser: erst um den einen, dann um den anderen. Er bietet ein bisschen Gesellschaftspanorama, ein bisschen Berlin-Roman, aber vor allem ganz viel Einblick in die Welten zweier afro-ostdeutscher Halbbrüder, deren Leben unterschiedlicher nicht sein könnten. Da wäre der karibische Drogenschmuggel des Party-Slackers Mick. Oder aber der psychische Meltdown des überkorrekten Gabriels, der mit einer Hundekot-Attacke auf eine Fußgängerin endet.
Bei aller Fulminanz versuchen wir ebenfalls noch zu verstehen, warum dieser Roman so aufgebaut ist, wie er aufgebaut ist, und fragen uns, Achtung, großer Deutschunterrichts-Flashback: was will uns die Autorin "eigentlich" damit sagen?

Der Freund von Sigrid Nuñez

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Eine namenlose Ich-Erzählerin erbt von ihrem besten Freund eine Deutsche Dogge. Hund und Frau trauern - jeder auf seine Weise - in einer winzigen Wohnung in Manhattan um den Verstorbenen und nähern sich langsam einander an.
Was unterscheidet uns vom Tier? Wie kann man um einen Mann trauern, der das wandelnde Klischee eines alten weißen Mannes zu sein scheint? Was ist Freundschaft? Was bedeutet es heute zu Schreiben und Schriftstellerin zu sein? Kann man mit einem Hund eine Liebesbeziehung haben?
Das sind nur einige der Fragen, die Sigrid Nuñez' Roman "Der Freund" aufwirft und die wir in dieser Folge diskutieren. Und am Ende gibts noch eine Diskussion über den National Book Award oben drauf, in der ein gewisser Herbert eine Rolle spielt - bleibt also bis zum Schluss dran!

Herkunft von Saša Stanišić

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Du bist ich. Deine demente Großmutter fragt dich: "Bist du das, Pero?". Lügst du, sagst du: "Ja, ich bin es." Oder sagst du die Wahrheit - "Ich bin es, Oma, Saša."
Wer entscheidet, wohin wir gehen? Und wo wir herkommen? Worauf bezieht sich dieses "Woher" überhaupt?
Um diese und weitere Fragen kreist der "Roman" "Herkunft" von Saša Stanišić. Ja, richtig gelesen, "Roman" in Anführungszeichen, denn nicht nur Herkunft ist ein Konstrukt, sondern auch das Ich, das in einer Autobiografie niedergeschrieben werden will. Wahrheit. Nationalstaaten. Alles ist Text, alles ist Roman.
Dazwischen eine Runde Abhängen an der ARAL-Tankstelle im Emmertsgrund. Alles nicht so einfach mit So-Geschichten.
Wir präsentieren euch dieses Mal eine richtige good cop/bad cop-Folge zum Mitfiebern: mit viel Kontroverse, dem ein oder anderen Kraftausdruck und Happy End. (Wegen Oma und dem Drachen?) Wir würden diesem Buch zwischen 1 und 4,3 Sterne geben.

Taghaus, Nachthaus von Olga Tokarczuk

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Olga Tokarzcuks Roman „Taghaus/Nachthaus“ ist wie die Region, die er beschreibt: reich an Geschichten und Geschichte. Wir erfahren so einiges über Pilze und ihre Zubereitung. Über mittelalterliche Mystikerinnen, die sich aus Protest gegen das Patriarchat schonmal einen Bart stehen lassen. Und über Träume, die öfter wahr werden als den Träumenden lieb ist. Dazwischen stolpern melancholische Deutsche durch die Gegend, die im Unterholz verschämt nach etwas suchen. Vermutlich nicht nach Pilzen.
Wir fragen uns, ob das Ganze nicht ein Drogentrip der Ich-Erzählerin ist. Oder ob sich die Autorin vielleicht ein wenig im wilden Gestrüpp ihrer Erzählungen verirrt hat. Und ob man Fliegenpilze wirklich essen kann.

Über diesen Podcast

Was macht mehr Spaß als alleine ein Buch lesen? Gemeinsam ein Buch lesen und dann darüber diskutieren! Das tun wir in diesem Podcast.
In jeder Folge sprechen wir ausgiebig über ein Buch. Wir lesen querbeet und reden frei nach Schnauze. Meistens Belletristik, Tendenz zeitgenössisch. Hauptsache interessant und divers: Literatur von und über Frauen, PoC, LGBTQIA*. Dass darunter keine Bücher von alten weißen Männern sind, ist natürlich reiner Zufall.
Wir, das sind Fabienne und Martina, zwei Literaturwissenschaftlerinnen, die auch außerhalb der Arbeit Lust auf Geschichten haben. Und gerne miteinander sprechen. Nicht nur über Bücher.
Unser Podcast richtet sich an alle, die ihren alten Bookclub vermissen oder immer schon einem beitreten wollten.
Wir freuen uns auf euch!

von und mit Fabienne Imlinger, Martina Kübler

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